Story in English: Reversal of my Fate
An einem Sommertag im Jahr 1989 - ich war schon seit 15 Monaten Meditationsschüler von Sri Chinmoy und machte gerade eine Ausbildung zum Heilpraktiker in der Josef-Angerer-Schule in München - besuchte ich einen Freund aus meiner Jugendzeit. Wir unterhielten uns prächtig über vergangene Zeiten und er tischte Wok-Gemüse mit Sauerkirschmarmelade und Reis auf, so wie es in China tatsächlich angerichtet wird. Das chinesische Gericht schmeckte hervorragend. Ich aß etwas zuviel und mein Magen fühlte sich schon etwas zu voll an, als ich plötzlich ein vernichtendes Gefühl in meinem Bauch wahrnahm. Das zerstörerische Gefühl in meinem Bauch hatte nicht die fernöstliche Kochkunst als Ursache, da es meinem Freund Stephan nach dem selben Essen prächtig ging. Es sollte der Beginn von etwas Lebensbedrohlichem sein. (Foto: Antaranga in Lignano, Italien 2010)
Doch bevor mich mein Schicksal in schwerere Fahrwasser führte, flog ich Mitte August von Frankfurt aus zum ersten Mal nach New York, um meinem spirituellen Meister Sri Chinmoy im Rahmen seiner Geburtstagsfeierlichkeiten zu erleben. Im Flugzeug hoch über den Wolken überkam mich große Freude und eine überirdisch schöne Stimmung, die sich zurück auf dem Boden in New York leider nicht hielt. Obwohl ich die Feierlichkeiten zu Sri Chinmoys 58. Geburtstag mit ihrer Vielfalt von Musikdarbietungen; Theateraufführungen und Meditationen sehr beeindruckend fand, war ich beim Antritt des Rückfluges nicht richtig zufrieden, weil ich in der Nähe meines Meisters kein tiefes Meditationserlebnis gehabt hatte. Nun ich hatte in einem von Sri Chinmoys Büchern gelesen, dass es das Beste ist, nichts zu erwarten, dann bist du auch nicht enttäuscht. Eine gute Meditation ist ein Geschenk des Schöpfers, dass sich jederzeit und an jedem Ort einstellen kann. Aber die menschliche Natur hat ihre Bedürfnisse und theoretisches Wissen oder ein wirkliches erwartungsloses Bewusstsein zu haben, ist ein Unterschied.
Ich verließ gemeinsam mit Schülern aus dem Meditationszentrum in München den Frankfurter Flughafen und lehnte mich an eine Säule vor dem Flughafengebäude. Dort warteten wir, um mit dem Auto abgeholt zu werden. Plötzlich verwandelte sich mein Bewusstsein. Mein Gedankenfluss stoppte, ich spürte Frieden und dann wurde um mich herum alles wunderschön. Die Welt war die gleiche, aber ich fühlte mich fast wie im Paradies. Ich erinnerte mich daran, dass ich manchmal als Kind ansatzweise eine solche Wahrnehmung gehabt hatte. Einer meiner Mitschüler aus München bemerkte die Veränderung in mir und fragte mich, ob ich ins Samadhi eingetreten sei. Dieser Bewusstseinszustand hielt die ganze Fahrt von Frankfurt nach München an und auch als ich das letzte Stück des Weges nach Hause mit der Straßenbahn fuhr. Alles um mich herum war so erfüllend und ich wünschte mir, dass dieser Zustand für ewig anhielt. Doch als ich in meiner Wohnung ankam, war der Zauber vorbei. Das war es also, was Meditation bewirken kann. Diese Erfahrung interpretierte ich später als einen Anreiz des Schöpfers für mich, regelmäßig zu meditieren und seiner Schöpfung zu dienen, damit ich eines Tages immer in diesem Bewusstseinszustand bleiben kann. Aus heutiger Sicht war es gut, dass ich die bisher erfüllendste spirituelle Erfahrung meines Lebens nicht in körperlicher Anwesenheit von Sri Chinmoy gemacht hatte. Da ich später aus gesundheitlichen Gründen nicht so häufig die körperliche Anwesenheit von Sri Chinmoy genießen konnte, wusste ich, dass sich jederzeit an jedem Ort hohe spirituelle Erfahrungen durch seine Vermittlung einstellen konnten. (Foto: Sri Chinmoy)
Wenige Monate später stellte sich das Vernichtungsgefühl in meinem Bauch vom Juni nach normalen Essensmengen immer wieder ein. Meine Verdauung funktionierte nicht mehr richtig. Ich begann abzunehmen und zunehmend Kraft zu verlieren. Eine erste ärztliche Untersuchung, nachdem mein Augenweiß und mein Gesicht ganz gelb geworden war, brachte keine beunruhigende Diagnose. Ikterus Juvenilis, sagte der Arzt. Jugendliche Gelbsucht lautete die Übersetzung im medizinischen Lexikon. Trotzdem fühlte ich, dass mein Leben bedroht war. Homöopathische Medikamente, die mir bisher bei Verdauungsbeschwerden immer gut geholfen hatten, erzielten keine Resultate mehr.
Im Februar 1990 kam mein Meditationsmeister Sri Chinmoy anlässlich der Wiedervereinigung zu einer Konzerttournee nach Deutschland. Obwohl ich schon sehr geschwächt war, beschloss ich ihn auf seiner Konzerttournee zu begleiten. Ich war der Überzeugung, dass er mein Leben retten könnte. Tirtha und ihre Familie, alle Meditationsschüler von Sri Chinmoy aus München, nahmen mich in ihrem weißen Citroen mit zu den Konzerten und kümmerten sich sehr liebevoll um mich. Nach kleinen Mahlzeiten zu Beginn der Tournee ging es mir lange Zeit sehr elend, so dass ich Tirtha bereits am zweiten Tag der Konzertreise bat, Sri Chinmoy davon zu erzählen, dass ich das Gefühl habe, ich müsste sterben. Sie wollte, dass ich es Sri Chinmoy selbst erzähle und arrangierte ein Treffen mit ihm. (Foto: Sri Chinmoy meditiert beim Konzert im ICC in Berlin im Februar 1990)
Irgendwo hinter einer Konzertbühne in der Nähe eines Aufzugs kam Sri Chinmoy auf mich zu. Ich wartete dort mit Tirtha und ihrer Familie im Rücken. Als Sri Chinmoy vor mir stand, verbeugte ich mich spontan vor ihm und er verbeugte sich vor mir. Ich verbeugte mich nochmals vor ihm und er sich vor mir. Das ganze passierte ein drittes Mal und danach weiß ich nicht mehr so genau, was geschah. Ich war zutiefst berührt und glücklich, ohne dass ein Wort gefallen war. Kurze Zeit darauf sah ich wie Sri Chinmoy mit seinen Begleitern im Aufzug verschwand. Tirtha verstand, dass es ein überwältigendes Erlebnis sein kann, seinem spirituellen Meister zum ersten Mal im Abstand von etwa zwei Metern gegenüber zu stehen und versprach mir, Sri Chinmoy am Morgen des folgenden Tages von meiner Situation zu erzählen. Gespannt wartete ich auf die Antwort. "Er wird definitiv nicht sterben", sagte Sri Chinmoy. Ich war sehr erleichtert und war fest davon überzeugt, dass dies sicher zutreffen würde. Beim Abendessen in Nürnberg nach dem Friedenskonzert in der Meistersingerhalle, bemerkte ich, wie Sri Chinmoy immer wieder zu mir hinüber blickte und sich auf mich konzentrierte. In der Folge ließen meine Beschwerden etwas nach.
Zurück von der Tournee wurde ich so schwach, dass ich nur mehr kurze Strecken gehen konnte. Dies zwang mich dazu, meine Ausbildung abzubrechen und bei meinen Eltern 100 km östlich von München zu wohnen. Computertomographie der Bauchspeicheldrüse, Magen-Darm-Spiegelung, … . Die Ärzte konnten keine organische Erkrankung erkennen. Auch eine ohne meine Zustimmung gegebene gut gemeinte Beruhigungsspritze versetzte mich nur in ein Delirium und zeigte keine positive Wirkung auf meine Verdauung. Im April 1990 wog ich noch 44 kg und trotzdem zweifelte ich nicht eine Minute daran, dass ich das überleben werde. Erfahrungen von tiefem inneren Frieden, die Sri Chinmoy mir immer wieder durch einen Blick oder zu anderen Gelegenheiten geschenkt hatte, waren zu überzeugend, um an seiner Aussage Zweifel aufkommen zu lassen.
Ich musste Nahrungsmittel finden, die mich nach dem Essen nicht völlig kraftlos werden lassen. Ich entdeckte, dass kleine Mengen Bananen, getrocknete Datteln oder Feigen im Abstand von rund einer Stunde genossen, mir nur wenig Kraft raubten und die Beschwerden danach kürzer und erträglicher waren. Ganz langsam kam ich wieder zu Kräften. So wurde ich fähig zuhause für die staatliche Zulassungsprüfung zum Heilpraktiker zu lernen. Die bestand ich im April 1991 und fühlte bald danach die Kraft, mir eine Arbeit zu suchen. Ich erkannte, das ich zu wenig Kraftreserven hatte, um selbstständig als Heilpraktiker arbeiten zu können. Der Haken bei der Arbeitsfindung war, dass ich immer noch alle eineinhalb Stunden nichts anderes als Bananen, getrocknete Datteln, Feigen oder andere kalorienreiche, süße Früchte essen musste, um meine Beschwerden in Grenzen zu halten. Aß ich etwas anderes, raubten mir die Beschwerden danach die Arbeitskraft. Welcher Arbeitgeber würde das zulassen?
Doch das Schicksal war gnädig zu mir. Jwalanta, Tirthas Bruder, rief an und fragte mich, ob ich in der Firma, die von seiner Familie gegründet wurde, arbeiten möchte. Da seine Familie Verständnis für meine Situation hatte, konnte ich trotz meines ungewöhnlich anmutenden Essrhythmus in dem Verlag Edition AUM zu arbeiten beginnen.
Zweieinhalb Jahre lang hatte ich nun fast ausschließlich Früchte gegessen und mein Körper wurde nicht richtig gesund. Kailash, einer der ersten Meditationsschüler Sri Chinmoys aus Zürich, war so liebenswert im Oktober 1992 Sri Chinmoy einen Brief von mir persönlich zu übergeben. Darin fragte ich, ob ich irgendetwas besonderes tun kann, um einen kräftigeren Körper zu erhalten und normale Nahrungsmittel zu mir nehmen zu können. Sri Chinmoy sagte, dass ich damit beginnen sollte ein wenig Normales zu essen, zeichnete einen Vogel auf meinen Brief und schrieb darunter: Blessings, Love, Joy, Gratitude. Den Brief erhielt ich zurück und auch heute noch hole ich ihn ab und zu hervor und schaue ihn mit großer Freude an. (Foto: Antaranga 1992)
1993 verschlechterte sich mein Gesundheitszustand wieder. Ein brennender, zwickender Schmerz gleich nach dem Essen gesellte sich hinzu. Die Wangen in meinem Gesicht fielen ein. Tirtha beschloss Sri Chinmoy im April in New York zu fragen, was ich noch tun kann, um meinen Zustand zu verbessern, da ich bei einer wirklich guten Homöopathin in Behandlung war und auch alle möglichen anderen Versuche unternommen hatte, medizinische Unterstützung zu finden. Sri Chinmoys Antwort war sehr aufschlussreich: Ich hätte ein schweres Karma abzutragen, habe aber schon beträchtlichen Fortschritt gemacht und vieles davon abgetragen. Es ist gut, dass ich auf einem spirituellen Weg sei, ansonsten wäre ich nicht mehr am Leben. Ich soll regelmäßig meditieren und beten: Das sei das, was wirklich hilft. Er bete auch für mich. Ich soll meiner Seele, meinem Herzen und meinen Verstand beweisen, dass mein Körper geheilt werden kann. Und ich soll zudem zu einem normalen Arzt gehen, zu dem ich Vertrauen habe.
Ich wusste nun, dass meine Einschätzung von damals, dass der Tod nahte, nicht nur eine Gedanke, sondern Realität gewesen war. Zudem musste ich mich mich jetzt nicht mehr abmühen, einen noch besseren Homöopathen oder eine andere Heilmethode aufzutreiben. Es war einfach mein Schicksal. Ich suchte einen Arzt auf, ließ einige Untersuchungen im Krankenhaus machen, und war Gott sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, den so bereichernden spirituellen Weg von Sri Chinmoy zu beschreiten.
Nach einer Gabe einer homöopathischen Hochpotenz durch meine Heilpraktikerin Mitte 1994 bemerkte ich, dass ich normales Essen wieder ohne starke Beschwerden verdauen konnte. Ich hatte dasselbe homöopathische Mittel ab und zu schon einmal bekommen, aber diese Wirkung hatte es noch nie erzielt. Das Karma mit dem Essen war wohl jetzt abgetragen und ich begann nach 4 Jahren eintöniger Früchtediät von neuem zu entdecken, was es alles Gutes zu essen gab.
Doch das Jahr 1994 hielt nicht nur diese Erleichterung, sondern auch eine neue karmische Welle für mich bereit, die mir Anfang 1995 noch einmal mächtig zu schaffen machte. Mehr ...
Schicksalswandel Teil II