Operationstermin

Vor etwa drei Jahren wurde bei meiner Mutter eine sehr bösartige Form eines sich schnell ausbreitenden Krebsgeschwürs festgestellt. Um sich abzusichern suchte sie drei bekannte Krebsspezialisten in Puerto Rico auf und fragte sie nach ihrer Meinung. Alle drei waren sich einig, dass sie eine schwere Form von Krebs hatte. Da vergrößerte sich meine Sorge zusehends – ich liebe meine Mutter über alles und ihr Leiden und der bevorstehende Tod quälten mein Herz. Ich habe im Laufe der Jahre vorzügliche Ärzte und Naturheiler kennengelernt, welche sehr erfolgreich sowohl bei der Behandlung von Krebs als auch bei sogenannten „unheilbaren“ Krankheiten waren. Ich hoffte meine Mutter für eine derartige Behandlung nach New York bringen zu können. Ihr Hausarzt hatte angekündigt, dass sie radioaktive Bestrahlung, Chemotherapie und mit Sicherheit eine Operation brauchen werde. Ich bat meine Mutter mit diesen Therapien zu warten und mir die Kopien ihrer Röntgenaufnahmen zu schicken bis ich den Arzt, an den ich dachte, konsultiert hatte. Als ich ihren Bluttest in Händen hielt, wurde ich von Panik ergriffen, denn er bestätigte, dass meine Mutter sehr krank war.

Obwohl meine Gedanken in dieser schwierigen Situation natürlich sofort zu meinem Meister Sri Chinmoy flogen, wollte ich ihn doch nicht kontaktieren, bis ich nicht im Besitz aller Informationen war. Es war jedoch Eile geboten, denn meine Mutter sollte in ein paar Wochen operiert werden. Endlich schrieb ich Sri Chinmoy einen Brief, in dem ich alles erklärte. Ich schrieb, dass ich meine Mutter sehr liebte und dass ich nicht bereit war, sie zu verlieren, aber auch, dass ich gewillt war Gottes Ratschluss anzunehmen, wie er auch ausfallen möge. Die Antwort des Meisters kam sofort: „Bitte deine Mutter mit der Operation noch einen Monat zu warten.“ Ich rief sofort meine Mutter an und flehte sie an, auf Sri Chinmoy zu hören und seinem Rat zu folgen. Sie willigte ein.

Zu unserem Glück, oder auch Unglück, gibt es in unserer Familie einen Vetter, der ein ziemlich bekannter Arzt ist. Dieser Vetter behauptete nun, dass mit der Operation unmöglich noch länger gewartet werden dürfe. Er hatte alle Mitglieder meiner Familie in Puerto Rico auf seiner Seite und sie drängten meine Mutter dazu in die Operation einzuwilligen. Da fühlte ich mich völlig niedergeschlagen und unter Tränen rief ich meine Mutter jeden Tag an um sie anzuflehen mit der Operation noch zu warten. Meine arme Mutter war verwirrt und erschrocken. Sie wollte mir wirklich einen Gefallen tun und auf den Rat meines Meisters hören, aber das Drängen der restlichen Familie war zu viel für sie. Deshalb sagte ich zu ihr: „Tu was du glaubst tun zu müssen. Ich liebe dich und werde jede Entscheidung, die du triffst, befürworten.“ Das nahm ihr das Gefühl der Zerrissenheit und sie entschied sich für die Operation.

Der beauftragte Arzt wollte so schnell wie möglich operieren, da er eine dreiwöchige Urlaubsreise auf einem Kreuzfahrtschiff antreten wollte. Aber Gott hatte einen besseren Plan. Obwohl sich meine Mutter innerhalb von zwei Tagen zu der Operation bereiterklärt hatte, wurde es dem betreffenden Arzt unmöglich, die Operation durchzuführen. Denn in allen Krankenhäusern, in denen er hätte operieren dürfen, gab es zu dieser Zeit kein einziges freies Bett. Da er danach wegen seines Urlaubs drei Wochen lang nicht anwesend war, wurde die Operation notgedrungen um einen Monat verschoben.

Einen Monat später, als der Arzt vom Urlaub zurückgekehrt war, wurden vor dem Operationstermin noch einige Tests durchgeführt. Sie erbrachten, dass an meiner Mutter keine Spur mehr von einem Krebs festgestellt werden konnte. So als wäre er nie dagewesen. Die behandelnden Ärzte waren natürlich alle ganz perplex und behaupteten, dass sie die ganze Zeit falsche Aufzeichnungen gehabt hätten, die Untersuchungsergebnisse eines anderen Patienten. Gott allein weiß, was wirklich geschah. Gott und mein Meister Sri Chinmoy, dem meine Mutter und meine gesamte Familie für dieses Wunder unendlich dankbar sind.

Sevananda Padilla (Puerto Rico / New York)