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3100 Meilen oder fast 5000 km klingen wie eine Ewigkeit und wahrlich, es fühlt sich auch so an.
Sehr oft wurde ich gefragt: „Warum läufst du so ein langes Rennen?“
Das ist eine Frage, die man so nicht auf die Schnelle beantworten kann; da muss ich weiter ausholen. Jegliche Art von Sport hat von jeher eine magische Anziehung auf mich ausgeübt, aber Laufen hat immer eine zentrale Stelle für mich eingenommen. Es ist so einfach und man braucht nur, eine Hose, ein T-Shirt und ein paar Laufschuhe. Als ich gerade einmal 10 Jahre als war, bin ich einfach so aus einer Laune heraus einen Halbmarathon gelaufen. Ich habe damals von Ausrüstung noch nicht viel Ahnung gehabt und habe mir dabei zwei blaue Zehennägel eingehandelt. Ich war nie wirklich ein sehr schneller Läufer, aber ich habe die Bewegung, die Herausforderung und das Gefühl zu laufen, einfach geliebt. Meine Einstellung zu vielen Dingen änderten sich in unglaublichem Maße, als Sri Chinmoy mein spiritueller Mentor wurde. Das Motto von Sri Chinmoy ist „Self Transcendence“ in allen Bereichen des Lebens. Das soviel bedeutet wie, dass wir uns immer wieder verbessern können, über unseren eigenen Schatten springen können. Sehr viele Restriktionen sind im Verstand und wir glauben, dass dies oder jenes nicht möglich ist, aber wenn wir es versuchen, dann sehen wir, dass es nicht nur möglich ist, sondern unvermeidlich, wenn wir den Glauben daran haben und Geduld kultivieren.
Ashrita Furman ist ein strahlendes Beispiel dafür. Ashrita hat mehr als 100 Guinness Rekorde und er ist unermüdlich in seinen Bemühungen weitere hinzuzufügen.
Ich glaube, dass jeder Läufer einmal den Traum gehabt hat einen Marathon zu laufen. Am Anfang ist es ein Traum, aber mit fortschreitendem Training wird es immer mehr eine Realität. Dann kommt der große Tag. Du stehst am Start und… Stunden später läufst du über die Ziellinie und bist im siebenten Himmel; eine weitere mentale Barriere ist durchbrochen.
Vor einigen Jahren wurden die Marathon Läufer noch als ein verrücktes Völkchen verunglimpft und jetzt jagt ein Teilnehmerrekord den anderen; der Marathonlauf wurde salonfähig. Nach meinem ersten Marathon habe ich von einem 700 Meilen Lauf gehört und ich war sofort begeistert von der Idee. Das Problem war nur, dass ich mir das nicht wirklich zutraute. Eine kleine, aber immer lauter werdende Stimme hat dann aber doch das Ruder in die Hand genommen und ich habe mich an die Startlinie gewagt und den Lauf beendet. Über einige Jahre sind meine Ausdauer und meine mentale Stärke mit mir gewachsen und ich habe den 3100 Meilen Lauf geschafft. Wer hätte sich das vor Jahren gedacht, dass ich einmal so eine Distanz laufen werde? Mit Geduld, Zielstrebigkeit und Gnade, gibt es irgendetwas, dass unmöglich ist? Der Self Transcendence 3100 Meilen Lauf, wie er genannt wird, ist ein ganz spezieller Lauf, in vielfacher Hinsicht und auf mehreren Ebenen. Er umfasst für mich: Die Ewigkeit von unserem Fortschritt im Leben Die Herausforderung des Lebens Die Ausdauer, die wir in unserem Leben brauchen Die Geduld Dinge zu erreichen Den inneren Frieden, in jeder Situation zu bewahren Die Hilfe die uns ein positiver Verstand geben kann …
Was diesen Lauf für mich so speziell macht ist, dass ich in relativ kurzer Zeit sehr viel über mich erfahren kann. Die Distanz von 3100 Meilen muss in 51 Tagen bewältigt werden und das macht im Schnitt 60,7 Meilen. Da geht es oft ans Eingemachte und es wird alles sehr intensiv. Für 51 Tage musst du sehr konzentriert sein und mit Regen, Schwüle, Hitze, Verletzungen und Schlafentzug umgehen lernen. Du gehst wirklich an die Limits und musst Tag für Tag aufs Neue lernen mit Problemen umzugehen.
Bei diesem Punkt möchte ich gerne sagen, dass je länger das Rennen wird , der Verstand immer wichtiger wird. Du kannst so viel Energie generieren, wenn dein Verstand ruhig und fröhlich ist. Wenn deine Gedanken Amok laufen und negativ sind, dann verlierst du unglaublich viel Energie und du siehst überall nur das Negative. Hier kann die Meditation extrem helfen unseren Verstand zu kontrollieren und ihm eine positive Ausrichtung zu geben. Ich möchte an dieser Stelle eine Begebenheit von einem Läufer erzählen. Bei einem 100km Lauf in Wien ist ein Freund von mir mitgelaufen und er hat bereits 70km hinter sich gehabt. Er hat sich noch recht frisch gefühlt als seine Frau kam und sagte:“ Du schaust erschöpft aus, du schaffst es nicht.“ Sicher genug, fünf Kilometer später hat er aufgegeben; die Kraft des Verstandes.
Während des Laufes ist es wie eine Hochschaubahn, du hast deine Auf und Ab, aber wenn du weiter machst, siehst du auch nach dem längsten Tunnel irgendwann wieder Licht; du musst einfach dran bleiben und nach dem Positiven schauen und du wirst belohnt werden. Ist es nicht das gleiche im täglichen Leben. Kennen wir nicht alle das Gefühl an machen Tagen, dass wir am liebsten die Decken über den Kopf ziehen würden und das Haus nicht verlassen wollen? Bei dem 3100er bekommt man viele Möglichkeiten solche Momente zu erleben und damit umzugehen. Nach so einem Lauf kommen mir so viele Probleme lächerlich vor. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeiten, diese Erfahrungen in einer zeitlich so geballten Form, erfahren zu dürfen. Bei diesem Lauf kannst du dich nicht gehen lassen und bei Problemen klein beigeben. Jedes Problem dem du aus dem Weg gehen willst, wird dich so lange verfolgen, bist du es gelöst hast. Im normalen Leben, können wir uns mit Fernsehen oder anderen Zerstreuungen ablenken, aber nicht hier- sich dem Problem stellen ist die Devise. Der Lauf fängt mit dem ersten Schritt an und viele müssen dem folgen. Wenn du immer an die ganze Distanz denkst, dann fängt der Verstand zu rotieren an, also musst du es in kleinere Portionen teilen. Der Verstand kann mit einem Tag, mit ein paar Stunden oder einigen Runden etwas anfangen, aber nicht mit der „Ewigkeit“. Wenn wir im Moment an alles denken würden, was wir noch alles in unserem Leben machen müssten, würde das wie ein riesiger Berg vor uns stehen und uns nicht gerade motivieren. Ist dieses Rennen nicht ein großartiger Lehre fürs Leben? Sri Chinmoy nimmt an dem Lauf persönlich sehr großen Anteil und ist fast jeden Tag zu den Läufern gekommen um uns zu inspirieren. Al Howie war in den 80er Jahren eine Ultra Legende. Nach einem 1300 Meilen Lauf, organisiert vom Sri Chinmoy Marathon Team, sind wir zusammen gesessen und er hat gesagt: “Jedes Mal wenn ich hierher komme und mitlaufe, verlasse ich den Lauf als besserer Mensch.“ Ja, deswegen laufe auch ich dieses Rennen immer wieder, um ein besserer Mensch zu werde.
Über den Autor
Smarana Puntigam
Wien
Smarana Puntigam liebt das Ultralaufen und den Selbstranszendez 3100-Meilen-lauf in New York schon mehere Male bewältigt.