Andrea Marcato gewinnt die 3100 Meilen in Salzburg im ersten Anlauf!

Voller Energie und strahlend vor Freude überquert Andrea Marcato (38) vom veranstaltenden Sri Chinmoy Marathon Team nach 43 Tagen und 12 Stunden - mit über 112 gelaufenen km pro Tag im Schnitt (!!!) - am 26.10.2020 kurz nach 18 Uhr die Ziellinie des 3100 Meilen "Self-Transcendence" Races in Salzburg. Im Dunkeln, unter dem Jubel einer Handvoll Helfer und seiner persönlichen Fans aus Italien. Nach einer kurzen Pause für die Siegerehrung läuft er dann noch 11 km, um die 5000 km offiziell voll zu machen!


Persönlicher Rekord, neuer italienischer Rekord, schnellster Sieger im ersten Anlauf und diverse weitere Bestleistungen sind sein Ergebnis bei der diesjährigen "Corona-Ausgabe" des 3100 Meilen Self Transcendence Races, das seit 1997 normalerweise jährlich in der Zeit von Juli-August in New York stattfindet - bei höheren Temperaturen! (→ zur Sieger-Statistik)

Neben der Tafel der Brief des Bundespräsidenten, der den Lauf und die Läufer persönlich würdigte.

"Mir persönlich liegen die kälteren Temperaturen," meinte Andrea dazu. Mit 4 weiteren Läufern - coronabedingt waren maximal fünf Teilnehmer erlaubt - musste er Regen, Wind und Temperaturschwankungen zwischen 0 und 24 Grad trotzen. Doch auch wunderbare Herbstsonne und herrliche Natur waren während der über 7 Wochen zu genießen. Gelaufen wurde täglich von 6 Uhr bis maximal 24 Uhr - d.h. es blieb nur wenig Zeit für Schlaf und Regeneration. Die Pausen am Tag waren meist nur kurz - Kleidung oder Schuhe wechseln, kurze Massage, selten ein Power-Nap, und Essen und Trinken "on the go". Er war der "Rookie" - alle anderen, inklusive einige der Organisatoren und Helfer, hatten mehrfache 3100-Meilen-Erfahrung, mit der sie Andrea während des Laufs auf der 1,1 km-Runde im Gladspitz-Park an der Salzach auch immer wieder unterstützten.

Trotzdem oder gerade deswegen war seine Leistung absolut erstaunlich und beeindruckend, sein Fitness-Level, seine Konstanz und die Tatsache, dass er so gut wie keine Einbrüche oder Verletzungen während der 43,5 Tage hatte - weder mental, psychisch noch körperlich. Wie hält man so ein intensivesTagespensum durch?

Hier auf dem Video, in dem er beim Laufen noch am letzten Tag geduldig und lachend Fragen von Stutisheel, unserem ukrainischen 3100-Meilen-Veteran, beantwortet, kann man seine Energie und positive Haltung, aber auch die Anstrengung und seine Durchhaltekraft, deutlich spüren:

Video

(Interview auf Englisch)

Andrea erklärt, dass er schon als Teenager in einem Schwimmclub in seiner Heimat Italien täglich hart trainiert hat, in Trainingscamps noch intensiver, und von daher eine gute physische Kondition von Jugend an mitbringt. Als zertifizierter Schwimmcoach kennt er sich mit Trainingsaspekten sehr gut aus. Als er die Meditation für sich entdeckte, lernte er auch das Laufen im Sri Chinmoy Marathon Team kennen und lieben, wobei er aufgrund seines Körpergewichts auf kurzen Distanzen weniger"wettbewerbsfähig" war - aber lange Distanzen lagen ihm, und er liebte die Herausforderung der "Self-Transcendence", wo es weniger ums Gewinnen geht als darum, seine eigenen Grenzen immer wieder neu zu definieren. Auch im Schwimmen fand er zu den Ultradistanzen: Er ist bisher der einzige 3100 Meilen-Finisher, der auch Langstrecken geschwommen ist, wie die 26 km Rapperswil-Zürich 2018 (3. Platz!) und 2019.

Tag 44 - auf den letzten Runden - und in einem meditativen Moment bei der Siegerehrung

Andrea ernährt sich seit vielen Jahren ausgewogen vegetarisch, was ihm durch seine Arbeit beim Bio-Vegi-Pionier Soyana in Zürich (der ihn auch gesponsort hat) besonders leicht fällt, und was für Ausdauer und Regenerationsfähigkeit durchaus hilfreich sein kann.

Seine regelmäßige Meditationspraxis, sagt er, stärkt Konzentration und innere Ruhe und helfe ihm, besser zu spüren, was sein Körper braucht und wie stark er pushen kann, und auch, sich nicht von Ego, von äußeren Umständen oder negativen Gedanken aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.

Vor einigen Jahren noch, so meint er, wäre er zwar physisch schon bereit, aber mental noch nicht zu einer solchen Leistung fähig gewesen, weil er sicherlich in der ersten Hälfte schon zu sehr ans Limit gegangen wäre. Eine gewisse innere Reife kann für eine positive Erfahrung bei solchen Ultradistanzen sehr hilfreich sein - wenn nicht sogar unabdinglich. Interessant auch seine Beobachtung, dass sich ca. nach der Hälfte des Laufes seine innere Haltung spürbar änderte - von "ich will das schaffen" zu "ich versuche einfach täglich mein Bestes zu geben". Von da an war das Laufen viel befriedigender und er konnte das Race viel entspannter und intensiver "genießen", trotz aller körperlichen Wehwehchen. Wobei er davon erstaunlich wenig hatte, auch keine Verdauungsprobleme oder Infekte. Seine Vorstellung, mit jedem Tag fitter zu werden, war sicher ein weiterer hilfreicher Faktor - Gedanken erschaffen Wirklichkeit! Zwar nahm er 10 kg ab während dem Lauf, legte davon aber 2 kg wieder zu, als seine italienischen Freunde kamen und ihn in jeder Runde liebevoll "fütterten", sodass er am Schluss drahtig, durchtrainiert und strahlend ins Ziel kommen konnte.

Die folgenden Tage war er jeweils um 6 Uhr morgens schon wieder neben der Startlinie zu finden, um seine Mitläufer während der letzten Woche zu unterstützen. What a spirit! Zur Regeneration ging es dann auch mal ins Hallenbad, das in Salzburg zum Glück noch geöffnet war, um ein paar Runden zu schwimmen und die Schwerelosigkeit zu genießen. Ausgleich tut gut!

Die Presse in Salzburg,  Runnerswold.de, in Andreas Heimat Italien (Video) und weltweit brachten mehrfach inspirierte und inspirierende Berichte über den Lauf die die Läufer-Helden - die Bereitschaft schien groß, während der Corona-Herausforderung über solch erstaunliche physisch-mentalen Leistungen mit einer derart positiven "Never-give-Up"-Haltung berichten zu können.

Nirbhasha (Platz 3), Ananda-Lahari, Ushika (Platz2), Milan
Nirbhasa (Platz 3), Ananda-Lahari, Ushika (Platz 2), Milan

Die Ergebnisse der weiteren Teilnehmer:

Platz 2: der Salzburger Lokalmatador Ushika Muckenhumer, 53, (49 Tage 11 h 27:55)
Platz 3: Nirbhasa Magee, 40, aus Irland (51 Tage 09 h 41:53)
Weniger als 3100 Meilen im leicht verkürzten Zeitlimit (wegen Lockdown am letzten Tag), aber dennoch herausragend liefen: Ananda-Lahari Zuscin (45), Slovakei, mit 2799.603 Meilen / 4505.521 km, und Milan Javirnicky (46) aus Tschechien mit  2713.997 Meilen / 4367.757 km